Der dritte Titel auf meiner Playlist ist Last Kiss von Pearl Jam. Zu dem Lied habe ich eine eigenartige Beziehung.
Eines vorweg: Ich war nie Fan von Pearl Jam und ich weiß nicht, warum.
Meine beste Freundin aus Oberstufenzeiten hat sie damals geliebt (ob sie es heute immer noch tut, müsste ich sie einmal fragen). Wahrscheinlich hat sie auch versucht, mir die Band näherzubringen. Ich glaube, sie hat mir sogar irgendwann eine CD geborgt. Nein, wahrscheinlich war es in Wirklichkeit eine Kassette. Der Funke ist einfach nicht übergesprungen. Nur Last Kiss ist hängengeblieben, aber auch irgendwie in einer Versenkung verschwunden.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich das Lied wiederentdeckt habe. Seither kommt es mir dauernd unter und nach und nach hat sich die Verbindung hergestellt: Last Kiss ist ein Song, den Ben nach der Trennung von Lea hören würde. Die genauen Details des Textes spielen dabei keine Rolle. Aber er spiegelt seine Angst, Lea könnte tot sein, wider. Gleichzeitig hadert Ben damit, dass sie verschwunden ist, ohne ihm eine Chance für eine Entschuldigung zu geben – oder wenigstens einen letzten Kuss.
"Ich versuche seit Jahren, zu verstehen, warum du ohne ein Wort gegangen bist. Ich meine, du hast nicht einmal 'Arschloch' neben die Telefonnummer gekritzelt. Es hat sich oft, sehr oft, angefühlt, als wärst du plötzlich bei einem Autounfall ums Leben gekommen oder so. Wenn es mir ganz besonders dreckig ging, habe ich mich sogar gefragt, ob da eine riesengroße Verschwörung im Gange ist und mich alle anlügen, weil sie mir nicht sagen wollen, dass du tot bist."
Wenn also jetzt Last Kiss läuft, sehe ich Ben vor mir, wie er völlig verzweifelt über Leas Verschwinden diesen Song hört und dabei immer tiefer in sein schwarzes Loch fällt. Eine entsprechende Szene kommt zwar im Buch nicht vor, würde aber gut in Bens Geschichte passen.